Ernst
Penzoldt
Warum es keinen Krieg geben kann
Chinesisches Märchen
Als der Krieg zwischen den beiden benachbarten Völkern unvermeidlich
war, schickten die feindlichen Feldherren Späher aus, um zu erkunden,
wo man am leichtesten in das Nachbarland einfallen könnte. Und
die Kundschafter kehrten zurück und berichteten ungefähr
mit den gleichen Worten ihren Vorgesetzten: es gäbe nur eine
Stelle an der Grenze, um in das andere Land einzubrechen. »Dort
aber«, sagten sie, »wohnt ein braver kleiner Bauer in
einem kleinen Haus mit seiner anmutigen Frau. Sie haben einander lieb,
und es heißt, sie seien die glücklichsten Menschen auf
der Welt. Sie haben ein Kind. Wenn wir nun über das kleine Grundstück
in Feindesland einmarschieren, dann würden wir das Glück
zerstören. Also kann es keinen Krieg geben.« Das sahen
die Feldherren denn auch wohl oder übel ein, und der Krieg unterblieb,
wie jeder Mensch begreifen wird.
Quelle: (Aus einer wunderbaren Geschichtensammlung:
Hans-Joachim Gelberg (Hrsg.): Eines Tages - Geschichten von überallher.
Beltz)
T&L-Weihnachtsgeschichte 2002 • Ein
Tipp vom Team des Buchladen 46 in Bonn. www.buchLaden46.de
zurück blättern
• vor blättern
1
|